Warum verletzte Helden anders ticken und eigene Auswege brauchen.
2018 Beltz Verlag. Kartoniert, großformatiges Paperback, 247 Seiten, 18,95 Euro. E-Book: 17,99 Euro.
Bei Frauen wird dreimal häufiger eine Depression diagnostiziert als bei Männern, die nur „ein paar Probleme haben“. Aber es gibt sie doch, die männliche Depression.
Das Buch von Jens-Michael Wüstel, Mediziner, Therapeut und Naturheilkundler mit eigener Praxis in Hamburg, gibt Einblick in die Gefühls- und Erlebniswelten von Männern. Der Untertitel seines Buches lautet „Warum verletzte Helden anders ticken und eigene Auswege brauchen“ – und beschreibt damit sehr gut den Inhalt.
Wo endet die schlechte Laune, wo beginnt die Depression? Wüstel zeigt das „Leiden im Verborgenen“, das nur dann zutage tritt, wenn Sucht, Burnout oder Gewalttätigkeit zu sehen sind.
Wüstel gibt Einblicke in die Entwicklungspsychologie und stellt spannende Fragen wie: „Wo im Körper beginnt die Depression?“ Vor allem bei Männern zeigt Depression oftmals eine verkörperlichte, somatisierte Form. Dabei ist der Autor kritisch gegenüber medikamentösen Lösungen.
Interessant ist, dass er an einigen Stellen die religiöse Komponente erwähnt, wenn es um die Behandlung und die Bewältigung von Depression geht. Und es überrascht, dass Wüstel als Modell für die „Phasen männlicher Reifung“, die er letztlich als von der Depression gestellte Aufgabe sieht, die „Heldenreise“ ins Spiel bringt. Sie schien in der Männerliteratur bereits „out“ zu sein. Doch dieses Modell „erlaubt es, die Hintergründe männlicher Depression besser zu begreifen“. So kann das „Helden-Modell gut genutzt werden kann, da es einerseits alte, maskuline Denkmuster bedient, andererseits diese hinterfragt und quasi in neue Bahnen lenkt“.
Wüstel weiß um die Möglichkeiten der Selbsthilfe bei leichten Fällen. „Gerade in der frühen Phase einer Depression können Menschen sich auch selbst helfen.“ Darum zeigt er am Ende seines Buches Wege auf, wie man mit Selbstcoaching für seine Seele und ihr Wohlbefinden sorgen kann.
Matthias Walter